Leg dich nicht mit Winnetou an
11.07.09
Von Claus Meyer
Borgholzhausen. Zuerst werden für den edlen Häuptling der Apachen Matten ausgelegt. „Wir zeigen Ihnen heute die Basis unserer Stuntarbeit”, sagt Schauspieler Benjamin Armbruster zu den Zuschauern, die trotz unwirtlichen Wetters den Weg zur Burg gefunden haben. Dann legen der Wahl-Borgholzhausener im Indianerdress von Winnetou und sein Kollege Meinolf Pape los.
Pape ist das, was man ein Schauspielerurgestein nennt. Seit 45 Jahren steht er im sauerländischen Elspe, dem Mekka der Karl-May-Spiele, auf der Naturbühne. Ganze zwei Vorstellungen musste der Indianermime in dieser langen Zeit ausfallen lassen. „Ich habe sehr viel bei ihm gelernt”, sagt Benjamin Armbruster. Das rettet Meinolf Pape an diesem Nachmittag nicht vor Winnetous sauberen Rechten.
„Was brutal aussieht, ist für uns wie Ballett”, erklärt Armbruster. Erst in Zeitlupe, dann mit „Schmackes”: Armbruster platziert seine Faust in Gesicht und Magen seines Kontrahenten. Schmerzverzehrt geht Meinolf Pape zu Boden, ohne wirklich hart getroffen worden zu sein. Augenblicke später steht er wieder auf beiden Beinen, bereit, es dem Häuptling der Apachen heimzuzahlen.
Eins ist bei den Stunts besonders wichtig: „Körperspannung”, feuern sich die Männer im hirschledernen Gewand immer wieder gegenseitig an. Auch auf Kleinigkeiten ist zu achten. „Beim Schlag darf der Partner nicht die Fransen des Kostüms ins Gesicht bekommen”, klärt Benjamin Armbruster die staunenden jungen Zuschauer unterm Dach am Ravensberger Klassenzimmer auf.
In der folgenden Rolle kennt man den edlen Winnetou noch nicht. Mit dem Degen in der Hand (Armbruster: „Umziehen würde zu lange dauern”) stellt sich der Schauspieler seinen Stuntschülern Swantje Riechers, Stefan Fietzek und Oliver Kotzem. Die Nachwuchsfechter halten den »alten Hasen« ganz schön auf Trab. „Mein Dank geht an die Burg”, sagt Benjamin Armbruster mit einem Augenzwinkern. Würde er nicht jeden Tag den Hang hochradeln, hätte er wohl keine Chance gegen die junge Konkurrenz. Bei einem Workshop im Bielefelder Theater haben die drei Benjamin Armbruster kennen gelernt. Jetzt sind sie bei dem Borgholzhausener in der Ausbildung und streben eine Darstellerkarriere an.
Nach seinem Auftritt schreibt Benjamin Armbruster fleißig Autogramme. Einen der begehrten Schriftzüge ergattert der kleine Nils. „Sehr gut” gefällt ihm Winnetou. „Es ist toll, wie er kämpfen kann.” Meinolf Pape lässt sich derweil mit Zuschauern fürs Indianererinnerungsfoto ablichten.
Großzügig zeigt sich die Burgstiftung. Geschäftsführer Wolfhart Kansteiner und seine Mitstreiter verzichten wegen des schlechten Wetters auf den Eintritt und bitten lediglich um eine Spende und guten Hunger beim Kuchenverzehr. Und Kansteiner hat noch eine gute Nachricht für die Winnetou-Fans: „Die Künstler kommen im September wieder.” Dann sind Benjamin Armbruster und Meinolf Pape bei hoffentlich gutem Wetter zwei Tage lang auf der Burg und lassen die Geschichten von Karl May lebendig werden.
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